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Starlink für die Bundeswehr: Eine gute Idee? Am FZ Space wurde das System auf Herz und Nieren getestet 

29.06.2022 Seit geraumer Zeit wird der Einsatz von Starlink in der Bundeswehr in Betracht gezogen und diskutiert.

Sven Weizenegger, Leiter Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw), hat einfach mal bei Elon angefragt, ob man Starlink nicht bei der Bundeswehr ausprobieren kann. 

Hi @elonmusk, Deutschland am Apparat. Lass mal Starklink für die Bundeswehr ausprobieren. Wir warten auf deinen Anruf. Lass uns das verwirklichen.

19.05.2022 Sven Weizenegger, Leiter Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIH)
(Quelle: twitter.de, übersetzt aus dem Englischen)

Starlink ist ein von Elon Musks Raumfahrtunternehmen bereitgestelltes Satellitennetzwerk, das den Anspruch hat, einen weltweiten ortsunabhängigen Internetzugang zur Verfügung zu stellen. 

Dem Tweet von Herrn Weizenegger waren umfangreiche Tests des Starlink-Systems am Forschungszentrum SPACE der Universität der Bundeswehr München vorausgegangen.

„Unter dem Stichwort „Betreuungskommunikation“ hat die Bundeswehr schon immer spezifische Satelliten-Kommunikationsnetze für ihre Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz bereitgestellt, damit diese in der Freizeit möglichst dieselben digitalen Anwendungen und Dienstleistungen nutzen können wie zuhause“
sagt Prof. Andreas Knopp, einer der Sprecher des FZ SPACE. 

„Mit der Einführung von 5G im Mobilfunk wird sich das digitale Angebot nun nochmals deutlich erweitern und neue Anforderungen auch an die Satellitennetze stellen. Satellitenkonstellationen im niedrigen Erdorbit bieten hier einige Vorteile. Aus diesem Grund haben wir früh begonnen, auch solche Systeme am Beispiel von Starlink zu untersuchen und umfangreichen Tests zu unterziehen.“ 


Starlink zuverlässig für typische Internet­anwendungen

Florian Völk, Projektleiter für die Starlink-Systemtests, ergänzt „Unsere Versuche mit dem Starlink-System haben ergeben, dass das System in der aktuellen Betaphase bereits sehr zuverlässig für typische Internetanwendungen wie Live Video Streaming, Web Browsing, und Sprachkommunikation genutzt werden kann. Das System mit einer Datenrate von 200 Mbit/s im Downlink und 20 Mbit/s im Uplink mit einer Latenz im Bereich von 40 ms ermöglicht eine vergleichbare Servicequalität wie die aktuelle Generation der Mobilfunknetze.

Mittels VPN-Anwendungen wie zum Beispiel WireGuard können Nutzer zudem eine verschlüsselte End-to-End-Kommunikation aufbauen.“

Das von Space X bereitgestellte Satellitennetzwerk Starlink bildet eine sogenannte Satelliten-Megakonstellation, bestehend aus vielen kleinen Satelliten, die sich in einem erdnahen Orbit um die Erde drehen. Derzeit versorgen fast 2000 dieser Satelliten in einer Höhe von ca. 550 Kilometern die Kunden des Unternehmens mit Internet. In den nächsten Jahren sollen bis zu 40.000 weitere Satelliten folgen, um die Netzabdeckung und die Leistung zu erhöhen. Das bestehende System ist in manchen Teilen der Erde bereits ausgebucht.

Das Forschungszentrum SPACE testet und evaluiert Systeme zur Weltraumkommunikation zentral im Auftrag von Bundeswehr und Industrie. Im Rahmen des dtec.bw-Projektes SeRANIS wird die universitätseigene Bodenstation auch für andere Satellitenkonstellationen sowie für die optische Satellitenverbindung fit gemacht.


„In Bezug auf die Cyber-Sicherheit des Starlink-Systems ist uns bewusst, dass diese außerhalb der Kontrolle des Endnutzers liegt“

kommentiert Knopp die von verschiedenen Seiten bereits geäußerten Bedenken. „Das ist aber bei den Mobilfunknetzen zuhause auch der Fall. Das System sollte daher strikt auf Freizeitanwendungen beschränkt bleiben. Das gilt umso mehr, da Starlink nach eigenen Angaben inzwischen auch Nutzer in der Ukraine hat und daher einer erhöhten Cyber-Bedrohung ausgesetzt ist. Wie der jüngste Angriff auf das Ka-Sat-System gezeigt hat, muss bei den Angriffen auf Satellitennetze mit globalen Kollateralschäden gerechnet werden.“ Das Forschungszentrum SPACE hatte sich mit dem Cyber-Angriff auf das Ka-Sat-System des amerikanischen Satellitenbetreibers Viasat intensiv auseinandergesetzt.

Dass die Truppe jetzt auf eine Lösung aus den USA zurückgreift, macht aus Sicht der Forscher noch einmal mehr bewusst, dass eine eigene europäische Lösung nicht vorhanden ist, aber dringend benötigt wird.

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